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Gewinner der Kategorie Kurzgeschichten

1. Preis: Michaela Steger – „Steinehüpfen“

Michaela Steger ist 1991 in Madrid geboren und in Salzburg, Österreich, aufgewachsen. Nach dem Studium der Pädagogik und Kommunikationswissenschaft sowie einer journalistischen Ausbildung arbeitete sie einige Jahre als Redakteurin, Texterin und freie Journalistin. Derzeit ist sie als Pädagogin in einem Jugendprojekt tätig. In ihrer Freizeit schreibt sie Geschichten, liest Romane und erkundet die Berglandschaft in Salzburg und Berchtesgaden.

Steine hüpfen

Fünfmal schmatzt der Stein übers Wasser, aber nur, wenn du ihn wirfst. Bei mir macht er plopp und geht unter. »Unfair!«, brülle ich und stampfe mit dem Fuß in das schlammbraune Wasser des Baggersees. Sofort habe ich nasse Zehen, obwohl Mama mich gezwungen hat, die hässlichen Stiefel mit Klettverschluss anzuziehen. Die sind mit Gore-Tex, da bleiben die Füße schön warm und trocken.
»Versuch’s nochmal!«, rufst du und lässt den nächsten Stein übers Wasser hüpfen. Bei dir sieht das so leicht aus, wie Fahrradfahren, oder wenn du den Basketball in den Korb wirfst, der über der Garagentür hängt. »Immer kannst du alles«, sage ich. »Und ich kann gar nix.«

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2. Preis: Moritz Boltz – „Das letzte Projekt“

Moritz Boltz, geboren 1986, studierte in München, arbeitete in Berlin und lebt heute mit seiner Familie in Freising. Seit 2022 veröffentlicht er Kurzgeschichten in Magazinen und Anthologien über das was ist und das was sein könnte – mal phantastisch, mal persönlich.

Das letzte Projekt

Martin stellt das Paket zwischen den eigenen Füßen ab, klopft, wartet, wirft einen Blick zurück Richtung Treppenhaus – dorthin, wo die Wände nicht mehr grün, sondern rot sind, und Ahorn- statt Lindenblätter den Spritzbeton verzieren – dann tritt er ein.
»Papa?«
»Ja.« Thomas greift nach dem Bettgalgen und zieht sich an dem baumelnden Dreieck nach oben. Mit einem Surren folgt ihm das Kopfteil, das schon fast zu seinem Körper gehört.
»Was ist passiert?«
»Bin gefallen.«
Martin zeigt auf die Matratze neben dem Bett. »Und deine Schuhe? Wo sind die Schlappen?« Thomas zuckt mit den Schultern.

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3. Preis: Parker Heimlich – „Stoned“

Parker Heimlich ist 1986 in Celle geboren. Eine ausgebildete Fachkraft Brief-und Frachtverkehr sowie Fitnesstrainer. Neben dem Schreiben von Kurzgeschichten beschäftigt er sich mit dem Zeichnen und der Videoproduktion. Seine Kurzgeschichten wurden in mehreren Anthologien, Blogs und Zeitschriften veröffentlicht. 2022 war er mit zwei Geschichten beim SpaceNet-Award vertreten.

Stoned

Jep, ich rauche gerne. Ich liebe es, mit mir selbst beschäftigt, verträumt – stoned zu sein. Auch wenn es nicht mehr dasselbe ist, wie vor fünfzehn Jahren, als das grüne Kraut und ich zum ersten Mal in Kontakt gekommen waren, pflegen wir bis heute ein enges, symbiotisches Verhältnis zueinander. Und Gott, was haben wir nicht zusammen durchgemacht. Ich strebe hier kein Plädoyer für die Legalisierung oder Entteufelung an (obwohl das einige Dinge für meine Brüder und Schwestern da draußen erleichtern würde), ich sage nur, dass ich ein Hobby, eine Leidenschaft habe, so wie jeder andere Mensch auch. Zumindest sollte er das haben. Nun, warum erzähl ich das alles?
Ich habe im Tierpark von Niederküppen gearbeitet. Eigentlich bin ich dort immer noch angestellt, nur beurlaubt, aber das werdet ihr in Kürze verstehen, der ein oder andere mag sich auch vielleicht an den Kopf packen. 

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Nachwuchspreis: Kathrin Müllenbach – „Urlaub am Meer“

Kathrin Müllenbach, geboren 1972, lebt mit ihren Töchtern und ihrem Partner in Berlin. Für das Schreiben hat sie sich seit jeher interessiert. Nach einem Abstecher in die Krankenpflege begann sie, Kulturschaffende zu unterstützen und organisieren. Sie jobbte als Producerin bei Film und Fernsehen und war Inhaberin einer Werbefilmagentur. Als Leiterin der Rechts- und Lizenzabteilung eines Wissenschaftsverlags vertritt sie seit 2013 die Rechte derjenigen, die Texte publizieren. Vor zwei Jahren hat sie nun selbst mit dem Schreiben begonnen.

Urlaub am Meer

Sandige Füße tapsen auf meine Strandmatte. Ich öffne ein Auge und der Schopf meines Sohnes erscheint in meinem Sichtfeld. »Guck mal.« Kai kniet sich neben mich und schüttet sein Eimerchen auf meinem Bauch aus. Drei Steine kullern heraus. Ich richte mich ein Stück auf und stütze mich auf die Ellbogen, um sie besser betrachten zu können. Einer ist seltsam geformt, ein anderer fast vollständig schwarz und weiß gestreift. Der dritte sieht so aus, als sei ein Stück einer Muschel dort eingraviert. »Wow, ein Fossil. Wo habt ihr das denn gefunden?«
Ida kommt und ehe ich es mir genauer anschauen kann, bückt sie sich und schnappt die Gesteinsbrocken von meinem Bauch wie eine Möwe ihr Abendessen. »Das sind meine, ich hab‘ die zuerst gesehen«, keift sie und legt sich bäuchlings auf ihr Handtuch, ihre Beute unter dem Körper.

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Unternehmenspreis: Stefanie Stüber – „Der Zustand“

Stefanie Stüber, geboren in Heidelberg und gestrandet im Ruhrgebiet, ist leidenschaftliche Leserin, Schreiberin und Theatergängerin. Ihren ersten Roman schrieb sie mit 13. Der hatte 20 Seiten und ist glücklicherweise nie gedruckt worden. Sie studierte Theater - und Literaturwissenschaften und arbeitete als Regisseurin. Derzeit arbeitet sie in einem Künstlerduo an verschiedenen Kunstprojekten. Für Zeitungen schreibt sie Über Theater, Musik und Essen. Einige Kurzgeschichten erschienen in Anthologien.

Der Zustand

Ok, vielleicht mal gelogen, harmlose Notlügen. Einmal habe ich im Restaurant die Rechnung nicht bezahlt, aber das war ein Versehen. Ich habe niemanden bestohlen, verletzt oder umgebracht. Warum also?
Mir kommt dieses Märchen in den Sinn, in dem einer ein Herz aus Stein hat, aber leider habe ich vergessen warum.
Egal.
Die Geschichte ist sowieso nicht mit meiner zu vergleichen.
Alles ist egal.
Ich habe noch ein richtiges Herz, das glaube ich zumindest. Ich fühle mich so lebendig innen in mir drin, unter meiner glatten Steinhaut.
Tag 7
Es gibt Neuigkeiten. Ich bin nicht mehr im Schlafzimmer. Kathrin hat mich nach unten mitgenommen und auf die Anrichte im Wohnzimmer gelegt. Dort gefällt es mir gut, von da aus habe ich einen besseren Überblick. Obwohl, eigentlich gibt es nicht viel zu sehen.
Ich bin oft allein. Kathrin muss zur Arbeit. Und wenn sie nicht arbeitet, dann telefoniert sie. Oder sie weint.

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