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1. Preis: Achim Kaul – „Point Nemo“

Achim Kaul (geb. 1959) wollte bereits mit 14 Jahren Schriftsteller werden. Gerade einmal 45 Jahre später, nach Abitur, Lehre, Studium und einem langen Arbeitsleben als Vermögensberater, erfüllte er sich diesen Traum. Seit 2019 veröffentlichte er drei Kriminalromane: »Mord aus heiterem Himmel«, »Mord aus kühlem Grund« sowie »Mord aus gutem Hause«, sowie drei Abenteuerbücher für Kinder mit dem schrulligen Piraten »Käpt’n Sansibo«. Die in seiner Geschichte erwähnte »Goldbach’sche Vermutung« existiert ebenso wie der ominöse »Point Nemo«.

Point Nemo

In dieser Nacht verschwanden sie. Danach fand Noah keinen Schlaf mehr. Die Seekarte — er starrte auf das Y, mit dem er Point Nemo dort markiert hatte. Ja, sie waren aus seinem Leben verschwunden. Endgültig. Doch ein Gedanke quälte ihn.

Frühmorgens tappte er auf bloßen Füßen an Deck. Eine frische Brise fegte ihm ins Gesicht. »Ganz schön öde, was?« Die Stimme Kapitän Lindseys riss Noah aus seinen Grübeleien. »Point Nemo. Da wollten Sie ja unbedingt hin. Jeweils 1450 Seemeilen bis Ducie Island oder bis zur Osterinsel oder bis zur Antarktis. Wir sind am entlegensten Ort der Erde.«

Gespannt wie es weitergeht?
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2. Preis: Katharina Pribula – „Der Mann ohne Namen“

Katharina Pribula wurde als drittes Kind einer österreichischslowakischen Familie im Süden von Wien geboren. Durch ihr bilinguales Aufwachsen wurde ihr Interesse für Sprachen schon früh geweckt. Neben ihrer technischen Ausbildung zur Bautechnikerin, spielt sie leidenschaftlich Klavier, liest gerne Bücher und schreibt für sich selbst Kurzgeschichten.

Der Mann ohne Namen

Als er sich das erste Mal zwischen unsere Reihe schummelte, sagte er die ganze Nacht über kein Wort, zu niemandem. Den Körper fest umschlungen und die kalten Zehen zusammengerollt, lehnte er an der feuchten Kellerwand und starrte in die Dunkelheit. Anstelle von Antworten, schüttelte er nur den Kopf. Manchmal legte er auch ein kleines Lächeln auf. Das reichte ihm wohl. Wir um ihn herum beäugten ihn neugierig, niemand kannte ihn. Weder sein Gesicht, noch seinen Namen.

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3. Preis: Lena Zank – „Y so serious“

Lena Zank lebt in einem mittelalterlichen Städtchen am Niederrhein. Neben dem Schreiben versucht sie sich im Balkongärtnern und arbeitet hauptberuflich in der Kommunikationsbranche. Ihr Zukunftstraum: Vom Autorendasein (finanziell) leben können und das am liebsten in einem kleinen Häuschen in Schweden mitten im Wald.

Y so serious?

Sanft gleitet die Magnetbahn über ihrer Fahrspur, schaukelt alle Fahrgäste leicht abwechselnd nach links und wieder nach rechts. Beruhigend, fast schon einschläfernd. June schaut aus dem Fenster. Die Farben der Außenwelt ziehen in langen Fäden am Fenster vorbei. Kein Punkt lässt sich fixieren. Auch kein Gedanke. June denkt viel nach in letzter Zeit. Über die Arbeit, die Menschen auf der Arbeit, die steigenden Temperaturen, das gesellschaftliche Zusammenleben… Sogar über das Leben selbst. Große Gedanken, die gefährlich sind.

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Nachwuchspreis: Charlotte Lorenzen – „Das Y – Fremdkörper im Alphabet“

Charlotte Lorenzen (geboren 2002) entdeckte bereits in der Grundschule ihre Leidenschaft für Geschichten, verschlang früh etliche Bücher, bevor sie im Alter von 10 Jahren anfing erste eigene Kurzgeschichten, Gedichte und Drehbücher zu schreiben. Etwa genauso lange geht sie mit der Schauspielerei einer weiteren, kreativen Leidenschaft nach. Seit 2021 lebt sie in Berlin und studiert dort Kreatives Schreiben und Texten.

Das Y – Fremdkörper im Alphabet

»Und dann ist da … Entschuldige, sagst du mir kurz, wie man deinen Namen ausspricht?« Der Lehrer blickt mich entschuldigend an. Einige Schüler kichern, andere schauen erwartungsvoll in meine Richtung. »Yussri. Einfach Yussri.« Es lag am Y. Das verdammte Y ist schuld daran, dass niemand in diesem Land meinen Namen auf die Reihe bekommt. Wie ironisch, da Yussri auf Arabisch »Leichtigkeit« bedeutet. Und es ist ja auch so leicht. Das Y wie ein J. Yussri.

Aber sowas kennt man hier nicht. Das deutsche Wörterbuch fasst vielleicht 30 Wörter mit einem Y vorne, maximal. Ich blicke zu Boden, manchmal schäme ich mich für meinen Namen. Würde ich doch bloß Paul oder Tom oder Max heißen.

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Unternehmenspreis: Jürgen de Bassmann – „Farfalle: Schmetterlinge im Bauch“

Jürgen de Bassmann wurde am 10.05.1964 geboren. Der Tag war ein Sonntag und gleichzeitig der Muttertag des Jahres. Den Schwung dieses schönen Starts nahm Jürgen de Bassmann mit: Er absolvierte eine Ausbildung zum Sortimentsbuchhändler, veröffentlichte journalistische Texte in Tageszeitungen und Magazinen und redigierte Ratgeber, bevor er in die Marketing-Branche wechselte. Er lebt in der Südpfalz – der Toskana Deutschlands – und schreibt jetzt wieder Gedichte und Stories für Anthologien, Zeitschriften und Websites.

Farfalle: Schmetterlinge im Bauch

Es gibt kein Ü in einer Buchstabensuppe. Aber ganz oft das Ypsilon. Das weiß ich jetzt. Was ich bis heute nicht weiß, ist, woher die Anspannung kam, am Ende dieses tristen Februartages, dieses Verbohrte und dieses Verlorensein in meiner engen Welt. Vielleicht war ich an dem Abend einfach genauso schlecht gelaunt, wie der Wind, der in zornigen Böen gegen die Fenster meiner Wohnung anrannte. Elfter Stock. Bei mir hier oben ist es immer windig. Aber an jenem Tag blies ein echter Sturm durch die Ritzen. In die dicke graue Staubschicht auf den Fensterbänken kam Bewegung wie in eine Wanderdüne. Saubermachen ist nicht so mein Ding. Mein Spaß am Putzen steht zusammen mit der Ordnungsliebe irgendwo unten im Keller. »Bei dir sieht es aus, wie in einem Museum für Fussel, Krümel und Asche!« hat sie einmal zu mir gesagt. Da waren wir noch zusammen.

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